Wir wussten alle das es eine Zeit nach der Pflege geben wird und inzwischen fällt es mir leichter zu sagen “Ich bin Ex Pflegende Angehörige”. Mit dem Ende der Pflege gehört manchmal auch der Tod. Warum manchmal? Es gibt halt auch die Situation in denen der Pflegling in ein Heim geht. Dann ist man immerhin noch Angehörige/er.
In dieser Blog Serie nehme ich euch ein wenig mit in meine Zeit nach der Pflege. Zum einen um zu zeigen wie sehr die Pflege das eigene Leben eingenommen hat und man jetzt wieder einen Weg für sich finden muss und vielleicht gibt es noch weitere Ex Pflegende Angehörige die Gleichgesinnte suchen. Also wenn ihr in einer ähnlichen Situation seit, schreibt eure Geschichte gerne in die Kommentare. Im Podcast Hessische Ratte erzähle ich auch die Tage was in der Zeit vor dem Tod meiner Oma passierte und was ihr nicht im letzten Beitrag lesen konntet.
Also, kurzer Recap. Ich hab 2 Jahre meine Oma intensiv gepflegt (+ die Jahre davor immer mehr unterstützt). In den letzten Monaten in denen meine Oma zu Hause war, war sie voll auf mich angewiesen. Löffel halten ging noch, aber nur mit Vorbereitung. Wir hatten bereits eine Pause was die Pflege angeht vor ihrem Tod als sie im Krankenhaus war, aber ich kam immer noch um ihr mit dem Essen zu helfen und was ich sonst machen durfte. Denn im Krankenhaus hatte das Personal die Verantwortung.
Ich hatte zum Zeitpunkt als meine Oma starb, 95% meines Lebens auf sie ausgerichtet. Ich hab mich weitergebildet und bin immer noch dran, da wenn ich mal was angefangen habe, bring Ichs auch zu ende. Dennoch, es war eine große Lücke da. Nicht nur das ich trauerte weil der Mensch, meine Oma die mir so wichtig war und auch immer noch ist, weg war, ich hatte auch keine Motivation meinen eigenen Weg zu finden. Alles war so sinnlose und absoluter Nonsens in den ersten Wochen. Die eigenen Probleme und Ziele waren ganz weit weg. Ich wollte das Leben ohne Oma und ohne Pflege nicht. Ich merkte wie gerne ich Oma geholfen habe. Wie glücklich es mich gemacht hat, die Zeit zusammen zu verbringen. Zu wissen das sie zu Hause sicher war und versorgt.
Durch die Pflege konnte ich schon lange nicht länger als 4 Stunden am Stück schlafen, da meine Oma mich auch in der Nacht mal rief. Es hat 2 Monate gebraucht bis ich die Nächte wieder durchschlafen konnte. Einen geregelten Schlafrythmus habe ich aber immer noch nicht. Also war ich oft müde unter der Woche weil ausschlafen nicht drin war und dann raubt Trauer auch noch jede Menge Energie.
Aber habe ich es denn geschafft meine Ziele wieder zu sehen? Kurz und dann kam die Beerdigung und ein großes Tief. Ich wollte die Wohnung meiner Oma nicht auflösen. Ich wollte dieses Leben nicht aufgeben und konnte mich in meiner Wohnung nicht sehen. Der Umzug fand in der Krankenhauszeit meiner Oma statt. Es war ein Chaos und ich lief damals schon im Automodus. Dann gab es auch noch all die Dinge die neben Beerdigung und Wohnungsauflösung zu erledigen sind. All der Papierkram, ständig muss man sagen das die Person verstorben ist wenn man den Nachlass verwaltet. Die stimme zittert dabei und man hofft nicht vor Fremden los zu weinen.
Beschäftigt zu sein war aber auch gut. Als Pflegende Angehörige war ich es gewöhnt den Tag mit einer vollen Todo Liste zu beginnen. Als dann eine Abschnitt mit freier Zeit kam, konnte ich nicht mit umgehen. Ich fühlte mich verloren. Mir kamen die Tränen wenn ich ältere Damen mit Rollator oder Rollstuhl im Bus sah. Mit dem Ende der Pflege sieht man auch die Menschen nicht mehr, die einen mit der Pflege unterstützt haben. Pflegedienst und Tagespflege waren es bei meiner Oma. Wir waren alle ein Team das sich um meine Oma bemühte und diesen Alltag, diesen Rückhalt hatte man nicht mehr, denn es ging ja um den Pflegling und nicht um die Angehörige. Es fühlte sich auch falsch an als das Pflegebett abgeholt wurde. Es war doch Omas. Wie konnte ich mir anmaßen über Omas Dinge zu entscheiden…. ach ja….. sie ist ja nicht mehr da.
Und jetzt 3 Monate später? Ich habe mich an einen neuen Alltag gewöhnt und kann an guten Tagen eine Zukunft nach Oma sehen. Oft fühlt es sich an wie ein Testabo was ich gerne kündigen würde. Also ich habe das Programm “Leben ohne Oma getestet” wo ist der Button zum kündigen? Es fühlt sich oft nicht echt an das Oma weg ist. Man kann es nicht fassen oder greifen. Man weiß es ist so, will es aber nicht. Meine Oma hat mal gesagt das das erste halbe Jahr der Trauer, das Schwerste ist. Sie kannte sich leider aus.
Und so geht die Zeit weiter bis zum 2. Teil der Serie eine Ex Pflegenden Angehörigen. Wie wird der neue Alltag? Geht die Wohnungsauflösung gut aus? Was für Überraschungen hat Oma hinterlassen? Da ich nicht in die Zukunft schauen kann, wir das auch für mich spannend. Auf Instagram versuche ich euch bei der Renovierung mit zu nehmen und allem was sonst ansteht.

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